
©Stephan Bratek/geralt/pixelio.de
Mein Verständnis von Demokratie wird zur Zeit mächtig auf die Probe gestellt.
Das Bild wird sicherlich von einigen als recht "hart" empfunden, doch es gibt Momente wo ich wirklich zweifle. Warum? Lesen Sie selbst:
Am 8. Juli 2010 gab es die letzte Ratssitzung. Die nächste Sitzung war für September 2010 angesetzt. Wenige Zeit vorher hat der Bürgermeister diese abgesetzt mit dem Hinweis, es gäbe nicht genügend zu beraten. Die nächste Ratssitzung sollte dann am 4.November 2010 stattfinden.
Nun, vier Monate zwischen den Ratssitzungen? Gibt es wirklich nichts zu beraten? Schauen wir uns mal in der Bürgerschaft um. Ich komme ja viel herum, kann mit vielen Menschen sprechen. Und es gibt viel, was diese auf dem Herzen haben.
Ich will hier nur einige Themen exemplarisch aufgreifen:
-> Finanzzwischenbericht des Kämmerers / Wirtschaftsplan des Kultur- und Sportbetriebes Dormagen / Antrag zum Thema "Kreisumlage"
Der Wirtschaftsplan sieht u.a. vor, dass die Nebenstelle der Stadtbibliothek in Dormagen geschlossen wird, Gebühren erhöht werden und bei den Vereinen gespart wird. Doch gleichzeitig scheinen sich finanzielle Verbesserungen im Haushalt der Stadt Dormagen zu ergeben (u.a. durch mögliche Rückzahlungen bzw. Minderaufwendungen an den Rhein-Kreis Neuss). Dazu hätten wir gerne die Ausführungen des Kämmerers gehört. Doch das soll es nun nicht geben, weil die Jamaika-Koalition nicht zur Ratssitzung kommen möchte und diesen daher beschlussunfähig machen möchte.
-> Umbau Bürgerhaus / Abriss "Alte Schule" in Hackenbroich / Konzeption Hackenbroich 2020
Durch diverse Aktionen der Verwaltung ist der Eindruck entstanden, dass schon alles entschieden ist und die Senioren schon bald ihr Domizil in Hackenbroich verlassen müssen. Eine politische Entscheidung hat es aber noch nicht im Geringsten gegeben. Ängste werden so nicht genommen. Und eine sachliche Auseinandersetzung (in der Bürgerschaft wird - sicherlich zu Recht - sehr emotional diskutiert) findet so auch nicht statt.
-> Seniorenzentrum Langemarkstraße / Demografische Entwicklung in Dormagen
Die Verwaltung hat ein Pressegespräch zum Thema "Alt werden in Dormagen" veranstaltet. Die politischen Vertreter des Volkes, also der Stadtrat wurde aber noch nicht informiert. Dabei wird dies sicherlich eine der größten und wichtigsten Aufgaben für unsere Stadt werden, die es zu bewältigen gibt. Ein mögliches Seniorenzentrum an der Langemarkstraße wurde unter Bürgermeister Heinz Hilgers abgelehnt, sowohl von der damaligen Opposition (inkl. Grüne und FDP) als auch von der SPD in der Großen Koaltion. Nun soll ein Gutachten erstellt werden, welches sicherlich hinterher Grünen und FDP einen "Freibrief" erteilen soll. Ich könnte falsch liegen, doch im Rat wird dies ja nicht diskutiert. "Schlau machen" können wir uns jedenfalls nicht. Dies wäre ein Ende der letzten grünen Lunge in der Innenstadt.
Darüber hinaus gibt es noch einige Anträge und Anfrage, um deren Erledigung wir bitten:
- Generationen-Aktiv-Parks
- Betriebliche Gesundheitsförderung bei der Stadt Dormagen
- Sachstand Nahversorgung in Straberg und Gohr
- Breitbandversorgung in Zons
....und das sind nur einige der SPD.
Es soll also nichts zu entscheiden geben? Ich glaube doch. Vor allem geht es aber auch um das Informationsrecht der Bürger und des Rates. Dass es nun scheinbar einige Mitglieder des Rates gibt, die sich für soetwas nicht interessieren ist traurig. Es könnte natürlich auch sein, dass diese bevorzugt informiert werden. Das hätte wiederum nicht viel mit Demokratie zu tun....
Ich hätte gerne in einigen Punkten für Klarheit gesorgt, doch das scheint nicht gewollt. Die Koalition hätte den Gegenbeweis antreten können. Doch diese Chance scheinen sie leichtfertig vergeben zu wollen, um Macht zu demonstrieren. In der Demokratie gibt es auch den Minderheitenschutz und die Rechte der Minderheit. Diese wurden heute mit Füßen getreten - grundlos!
Ist diese Entscheidung wirklich mit Verstand getroffen worden? Ich weiß es nicht...